Deutsche Literatur
Zurück

INTERESSANTE BÜCHER

 

In den letzten drei Jahren habe ich wieder mehr gelesen. Wenn man viel zu tun hat, hat man keine Zeit zum Lesen. In der Zeit, als es mir schlecht ging, hatte ich mehr Zeit, gute Bücher zu lesen. Diese Bücher haben mich nicht nur beeindruckt, sondern sie haben mir in meiner schwierigen Zeit sehr geholfen.

Die Bibel habe ich in mehreren Ausgaben, die in Deutsch ist die Zürcher Bibel von 1971. Man kann sie lesen wie einen Roman, sie ist in einem modernen, verständlichen Deutsch geschrieben.

Meine englische Ausgabe der Heiligen Schrift ist die Holy Bible in der New Revised Standard Version der Oxford Press, New York, 1989, auch sie liest sich flüssig wie ein Roman in moderner Sprache.

Ich denke, ich verstehe recht viel, aber die Bibel ist kein leichtes Buch, und vieles darin verstehe ich eben nicht. Besonders aber mag ich den Psalm 23 und John 3.16, die ich auswendig zitieren kann.

Die Heilige Schrift gibt mir sehr viel Trost, wenn ich traurig bin. Ich habe die Bibel bei mir, so lange ich zurück denken kann, und lese sehr oft darin. Ich habe das Gefühl, dass es mir sofort besser geht, wenn ich die Bibel auch nur in die Hand nehme.

Mein Shakespeare ist in der Riverside-Ausgabe der Houghton Mifflin Company, Boston, USA, 1974 komplett versammelt, aber ich lese auch gerne in den Studienheften der Monarch Notes, die ich während meines Studiums für jeweils anderthalb Dollar gekauft hatte, für jedes Schauspiel extra und die sehr klar zu lesen sind. Sie sind von jeweiligen Fachleuten verfasst und haben mir beim Studium der Werke des wohl berühmtesten Mannes der Welt sehr geholfen.

Wie viele Bewunderer von Shakespeare trage auch ich ganze Passagen seines Werkes auswendig vor, wenn man es von mir verlangt.

Shakespeare hat mich zu einigen meiner Gedichte inspiriert, ich denke, dass ich von ihm schon in jungen Jahren viel gelernt habe. Durch ihn kam ich zu meiner Liebe zur Poesie, und ich bin stolz, dass eines meiner Gedichte von Giordana Brentano von der Frankfurter Goethe Gesellschaft in der Frankfurter Edition Gedicht und Gesellschaft, Frankfurt 2001, ISBN 3-8267-0006-6, veröffentlicht wurde.

Von Martin Buber habe ich am liebsten die Geschichten der Chassidim, sein bekanntestes Buch. Buber hat diese Geschichten schon früher in seinem Leben verarbeitet, aber erst, als er bereits in Jerusalem lebte, mit über siebzig Jahren, hat ihn der Stoff noch einmal gepackt, und er hat die Geschichten verdichtet, und das im wahrsten Sinne des Wortes. Dichterisch überhöht hatte Martin Buber die Sagen um die Rabbiner im Osten, von einer Welt, die vernichtet wurde, die nicht mehr ist.

Ich arbeite mich aber auch durch die englische Ausgabe der Tales of the Hasidim, Schocken Books, New York, in der Übersetzung von Olga Marx von 1974, die mich denken und verstehen lässt, aber tief.

Die deutsche Ausgabe lasse ich mir wegen des Klanges der Sprache gerne von meinem Manager und Freund Michi vorlesen. Franz Rosenzweig, ein früher Freund von Martin Buber, hat einmal gesagt, man muss die Bibel laut vorlesen, um sie zu verstehen.

In Freiburg steht übrigens das Haus, in dem Franz Rosenzweig als Student lebte. Es ist genau neben der Münsterbauhütte, in der Herrenstraße, und liegt nur wenige Schritte vom Freiburger Münster, aber natürlich auch nur wenige Schritte von der damaligen und auch der heutigen Synagoge entfernt.

Ich arbeite mich aber im wahrsten Sinne des Wortes auch durch das philosophische Hauptwerk von Martin Buber, das Dialogische Prinzip. Meine Ausgabe ist von der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft Darmstadt, von 1984. Bubers Reden vom Ich und Du hat viel in meinem Inneren angesprochen.

Schalom Ben-Chorin ist ein Jugendfreund von Martin Buber. Sein Werk über Bruder Jesus erschien 1974 im Paul List Verlag, München und hat mir die Bibel in einer ganz anderen Weise nahe gebracht. Schalom ben Chorin ist Jude und Religionswissenschaftler. Er lebt in Jerusalem, ist aber eigentlich, wie Martin Buber, ein Münchner, und seine Leserschaft befindet sich ebenfalls hauptsächlich in Deutschland.

Wie er als Jude die Bibel sieht, ganz pragmatisch, finde ich überzeugend und richtig. Schalom Ben-Chorin zeichnet ein Bild von Jesus als einen Menschen, den ich durch ihn neu kennen gelernt habe.

Ein anderer Freund aus diesem Münchner Kreise ist Gerhard Scholem, ein Freund Walter Benjamins. Seine Doktorarbeit schrieb er über das Buch Bahir, über das recht merkwürdige Schriftdenkmal aus der Frühzeit der Kabbala. Ich besitze einen Reprint der Erstausgabe Leipzig 1923, das Wort or bahir bedeutet leuchtendes Licht.

Gerhard Scholem ist aus Deutschland vertrieben worden, nach Israel ausgewandert, und änderte seinen Namen in Gershom Scholem. Sein Werk Major Trends in Jewish Mysticism erschien bei Schocken Books, New York 1954 nach zwanzig Jahren der Vorlesungen über dieses Thema und wurde erst spät ins Deutsche übersetzt. Ich habe Die Jüdische Mystik von Gershom Scholem in einer Ausgabe des Rhein Verlages Zürich von 1957, sie hilft mir, die jüdische Geschichte in einem tieferen Verständnis der Wechselwirkungen religiöser, politischer und sozialer Faktoren zu verstehen. Hierbei sehe ich das Verständnis der Mystik als unerlässliche Funktion, um diese Fragen zu überdenken.

Elias Canetti betitelte seine Lebenserinnerungen mit: Die gerettete Zunge. Sie sind im Carl Hanser Verlag 1977 erschienen. Es ist Buch, von dem man immer mehr und mehr hören will, bis zum Ende. Es ist brillant geschrieben, in bester Sprache, und vor allem ist es sehr ehrlich.

Den Rassismus in der Schweiz, was er als Jude in der Schule erlebt hat, und vor allem die Rolle, die seine Mutter in seinem Leben gespielt hat, nach dem Tod seines Vaters, oder vielmehr die Rolle, die er im Leben seiner Mutter gespielt hat, all das hat mich tief bewegt.

Sozusagen die ganze jüdische Welt ist in dem Buch Neues Lexikon des Judentums enthalten, das von Professor Dr. Julius H. Schoeps, Direktor des Salomon Ludwig Steinheim-Intituts an der Universität Duisburg, im Jahre 1992 herausgegeben wurde. Wenn ich irgend etwas nachschlagen will zu Fragen des Judentums, dann finde ich es mit Sicherheit in diesem großen Buch.

Günter Grass mit seinem Buch Die Blechtrommel ist mir fast familiär nahe, denn Michis Vater ist mit Günter Grass in Danzig in dieselbe Schule gegangen und kannte ihn daher. Er konnte mir vieles bestätigen, wie es damals war. Ich habe die Taschenbuchausgabe von 1960 der Fischer Bücherei Frankfurt und Hamburg und natürlich habe ich auch die Verfilmung gesehen.

Die Szenen mit dem Rock der Großmutter, eigentlich sind es ja viele Röcke, und das schreckliche Geschehen im Danziger Postamt während des zweiten Weltkrieges haben sich für immer in mein Gedächtnis gegraben.

Günter Grass liebt lange Sätze, aber beim Vorlesen wird mir, auch wegen des Danziger Dialekts, den Michi nachahmt, vieles aus der damaligen Zeit verständlich.

Unter die Deutschen gefallen heißt das Buch von Chima Oji, eines Freundes von mir, über den ich schon in diesem Buch geschrieben habe. Es erschien im Peter Hammer Verlag, Wuppertal, 1992 und zeigt auf dem Rückumschlag ein Bild von Chima, auf dem er ein wenig traurig wirkt. Aber das ist ja auch verständlich, bei dem, was er in Deutschland erlebt hat.

Die Leser seines Buches sollten das, was Chima Oji schreibt, nicht als negativ ansehen. Ich habe selbst einige solche Sachen als Schwarze am eigenen Leib verspürt. Es ist nur ein kleiner Vorteil, wenn man aus Amerika kommt. Es scheint noch mal anders zu sein, wenn man aus Afrika kommt.

Was Chima Oji als Mensch selbst erlebt hat, hat er von einigen Menschen erdulden müssen. Weil viele der Leser nicht so sind, nicht so denken, meinen sie vielleicht, das kann nicht so sein, das würden sie ja nicht tun, also würden es andere vielleicht auch nicht tun.

Aber das stimmt nicht, Menschen tun so etwas, und Chima Oji schrieb, was er erlebt hat. Warum sollte er lügen? In einer Autobiografie ist es wesentlich, die Wahrheit zu sagen. Schon vor sich selbst muss man das tun.

Und den Rassismus gibt es überall in der Welt. Oft ist es gar kein rassischer Rassismus, sondern eher eine Art Neid, sozial oder anders, der die Handlungen dieser Menschen auslöst.

Ich denke, jeder Mensch ist verantwortlich für seine Gefühle. Man hat ein Gewissen, und man kann Recht und Unrecht unterscheiden. Was man dann wählt, ist die eigene Entscheidung, die man dann aber auch zu verantworten hat. Oder soll ich annehmen, Rassismus ist eine Krankheit, wie Migräne?

Neger Neger Schornsteinfeger ist ein Buch von Hans-Jürgen Massaquoi, das mich schlichtweg begeistert hat. Es erschien 1999 im Scherz Verlag Bern und ich erkannte im Autor den früheren Chef der Zeitschrift EBONY wieder, der mich mit seinen packenden Reportagen fast mein ganzes Leben lang literarisch begleitet hat.

Ich bin als Schwarze in Amerika praktisch mit den Magazinen JET und EBONY aufgewachsen, und kenne die Autoren der Artikel darin sehr gut. Das Buch von Hans Jürgen Massaquoi habe ich von Frau Götz, meiner Mutter hier in Deutschland bekommen. Sie ist als ehemalige Lehrerin sehr interessiert an guter Literatur und gibt mir viele Tipps, was man lesen soll. Mein eigenes Buch hat sie übrigens schon vorweg gelesen, um es nach Tippfehlern durchzusehen.

Dass Hans-Jürgen Massaquoi ein Schwarzer ist, ein Deutscher, der im Nazideutschland aufgewachsen ist, seine Heimatstadt Hamburg liebt wie jeder andere Hamburger auch, und der noch nach Jahren seinen typischen Hamburger Dialekt beibehalten hat, ist ganz erstaunlich.

Noch erstaunlicher ist, dass er es bis zum Chefredakteur von EBONY gebracht hat, nach schwierigen Zeiten in den Fünfziger Jahren in Liberia, und dann nach Amerika kam, sich dort unter großen Schwierigkeiten durchgekämpft hat.

Was ich da lese, zeigt mir, dass wir alle noch mehr im eigenen Leben tun müssen. Aber den Willen muss man haben.

Hans Jakob Christoffel von Grimmelshausen ist etwa 1622 in Gelnhausen geboren und wurde Bürgermeister in Renchen am Schwarzwald, bevor er 1676 in angesehenen Verhältnissen starb. In seinem Buch Abenteuerlicher Simplicius Simplicissimus beschreibt er sein Leben in den Wirren der Zeit, während eines Krieges, der dreißig Jahre dauerte. Nie verlor er den Mut. Nie seinen Glauben. Sein Buch wird bleiben. Auch in meiner Erinnerung.

J. K. Rowling: Harry Potter and the Philosopher's Stone, den habe ich nicht verstanden. Weder den Stein noch den Philosophen, noch Harry selbst. Leider.

Edward Abbey: Desert Solitaire wurde im Jahre 1968 von McGraw-Hill Books veröffentlicht. Ich besitze eine Ausgabe von Ballantine Books, New York aus dem Jahre 1978 und sie ist sehr zerlesen. Die tiefen Einsichten des Autors in das Leben haben mich beeindruckt, die schönen Schilderungen der Natur ebenfalls.

John W. Gardner: No Easy Victories ist einer der schärfsten, klarsten und tiefsten schwarzen politischen Denker, die je über die Vereinigten Staaten von Amerika geschrieben haben. Sein Leben lang hat der frühere Minister im Erziehungs- Wohlfahrts- und Gesundheitsministerium für die Aufklärung gekämpft, und dieses schmale Buch werde ich wieder und wieder lesen. Sein Buch erschien 1968 im Harper & Row Verlag, New York, und es ist erstaunlich, seine Voraussagen und Beobachtungen nach diesem langen Zeitraum zu beurteilen. Ich denke, Gardner ist nicht veraltet, keineswegs. Und seine Sprache laut zu lesen ist ein reines intellektuelles Vergnügen.

Nelson Mandela: The Struggle is my Life besitze ich in einer Ausgabe der Pathfinder Press, New York 1986 mit Reden, Schriften, Dokumenten und Fotos dieses Politikers aus Südafrika von 1944 bis etwa 1964. Nelson Mandela gehört zu den großen Vorbildern in meinem Leben.

Wenn ich sein Antlitz sehe, ob es auf Fotos oder im Fernsehen ist, denke ich, ich sehe eine Erscheinung. Durch die Geschichte und das Beispiel seines Lebens sehe ich, dass Falsch nie Richtig sein kann.

Ich habe in meinem Leben viele Benefiz-Konzerte veranstaltet und versucht, dazu beizutragen, Nelson Mandela zu befreien. Darüber bin ich sehr froh.

Cecilie Klein: Poems of the Holocaust sind in Israel vom Gefen Publishing House, Jerusalem im Jahre 5746 gedruckt worden, das ist für uns das Jahr 1985. Das kleine Büchlein ist für mich ungemein wichtig geworden, da ich immerhin in Deutschland lebe. Die Widmung von Elie Wiesel für dieses Buch hat mir auch zu denken gegeben. Er meint, die Gedichte seien scharf, bezeichnend, und ausdrucksvoll. Elie Wiesel hat Recht.

Alex Haley: Roots ist ein Buch, das von einem Mann geschrieben wurde, den Hans-Jürgen Massaquoi einen lebenslangen Freund nennt. Alex Haley schrieb sein verfilmtes Werk für seine Familie, aber er schrieb es auch für 25 Millionen Schwarze Amerikaner, denen er ihre Geschichte zurück gegeben hat. Er hat mehr als das getan, er hat ihnen, und mir, die Ehre wieder gegeben.

Weitere interessante Bücher:

H. M. Schemske

 

 

 return

 

 

 




Datenschutzerklärung
Kostenlose Webseite erstellen bei Beepworld
 
Verantwortlich für den Inhalt dieser Seite ist ausschließlich der
Autor dieser Homepage, kontaktierbar über dieses Formular!