Booker T. Washington
Booker T. Washington wurde am 5. 4. 1856 in Hale’s Ford, Virginia im ländlichen Süden der Vereinigten Staaten von Amerika als Sklave unter dem Namen Booker Taliaferro Washington geboren.
Seine Mutter Jane war Köchin auf einer Plantage, sein Vater war ein Weißer, dessen Namen er nie erfuhr.
Booker T. Washington arbeitete als Diener im Haushalt des Eigentümers der Plantage, bis er gegen Ende des amerikanischen Bürgerkrieges von Unionstruppen befreit wurde.
Danach zog seine Familie nach Malden in West Virginia. Seine Mutter hatte noch während des Bürgerkrieges einen früheren Sklaven namens Washington Ferguson geheiratet, der dorthin gezogen war.
Booker T. Washington arbeitete zunächst bei der Salzgewinnung, später dann in einem Kohlenbergwerk, bis er als Diener in den Haushalt von General Lewis Ruffner kam, dem das Bergwerk gehörte.
Booker T. Washington lernte viel bei seiner Arbeit von Viola Ruffner, der Ehefrau des Generals. Er unterstützte seine Familie und bekam ein Gefühl für Sauberkeit, tühtigkeit und Ordnung.
Booker T. Washington arbeitete und ging zur selben Zeit in eine Schule für Schwarze, obwohl sein Stiefvater Washington Ferguson dagegen war. Während er noch auf der Schule war, gab er sich den Nachnamen Washington. Die Gründe dafür sind heute noch unklar.
Im Jahre 1872 verließ Booker T. Washington Malden und reiste zu Fuß an das Hampton Institute in Virginia, das erst einige Jahre zuvor als Schule für Schwarze eröffnet worden war.
Sie wurde geleitet von General Samuel Chapman Armstrong, dem Sohn eines Missionars-Ehepaars für Hawaii. Dieser hatte während des Bürgerkrieges schwarze Unionstruppen geführt und glaubte, dass die aus der Sklaverei befreiten Schwarzen eine handfeste, auf Arbeit gegründete Erziehung benötigten, die ihnen auch die Moral und den Charakter festigte.
Das Hampton Institut bot folgerichtig nicht nur eine bäuerliche und mechanische Ausbildung, sondern legte Wert auf die Vermittlung der Werte Sauberkeit, Tüchtigkeit, Disziplin und dem Ansehen der körperlichen Arbeit.
Booker T. Washington erreichte die Schule, aber er war vom Fußmarsch verschmutzt und völlig abgebrannt.
General Armstrong gab ihm die Stelle eines Hausmeisters und verschaffte ihm die Hilfe eines weißen Wohltäters, der ihm das Schulgeld bezahlte.
Während seiner Schulzeit tat sich Booker T. Washington durch einen besonderen Fleiß hervor und übernahm die Werte und Ideen von Armstrong für sein ganzes weiteres Leben.
Als Booker T. Washington im Jahre 1875 die Schule mit Auszeichnung verließ, ging er nach West Virginia zurück, um dort zu lehren. Im Jahre 1878 war er Lehrer am Wayland Seminar in Washington, D.C., einer sehr konventionellen Schule.
Die dortigen Schüler kannten kaum körperliche Arbeit, und die Absolventen von Wayland schienen wenig geneigt, in den Süden zurück zu kehren, um den dortigen ländlichen Schwarzen zu helfen. Dies bestätigte ihn umso mehr in der Richtigkeit der Philosophie Armstrongs.
Schon nach einem Jahr kehrte Booker T. Washington nach Hampton zurück, aber diesmal nicht mehr als Schüler, sondern als Lehrer. Er freundete sich mit General Armstrong an, und als dieser im Jahre 1881 von der Regierung gefragt wurde, ob er einen weißen empfehlen könne, der eine neue Schule für Schwarze leiten könne, schlug er statt dessen Booker T. Washington vor.
Diese neue Schule war das Tuskegee Institut in Macon County, Alabama. Vom Staat war der Schule Geld für die Lehrer zugesagt worden, aber keines für etwaige Gebäude oder gar Land.
Booker T. Washington begann seinen Unterricht vor ganz wenigen Schülern in einem Schuppen, der einer Kirche von Schwarzen gehörte.
Tuskegee sollte ganz wie Hampton werden, und so gab es einen mündlichen Lehrplan für Mädchen und Jungen gleichermaßen in den Fächern für Zimmerer, Drucker, Schuhmacher und Blechner. Nur für Mädchen waren die Fächer Kochen und Nähen, und nur für Jungen wurde Landwirtschaft angeboten.
Das gute Benehmen, Sauberkeit und Charakter wurden besonders betont, jeder Schultag war streng geregelt und begann mit einem Gottesdienst.
Seine ersten Schüler mussten einen Brennofen bauen, in dem sie Ziegel brannten, und danach mit ihnen die Schulgebäude errichten.
Die Schule verkaufte sogar Ziegel, um Geld herein zu bekommen. Weitere Unterstützung bekam Booker T. Washington von weißen Mäzenen aus dem Norden, denen Armstrong ihn vorgestellt hatte.
Booker T. Washington arbeitete mehr auf eine allmähliche soziale Angleichung der Schwarzen hin als auf eine nur formale Rechtsgleichheit. Damit leistete er Überzeugungsarbeit an den weißen Einwohnern um Tuskegee, die seinen Schülern skeptisch gegen über standen.
Er musste auch seine Vorgesetzten überzeugen, dass seine Schüler nach dem Schulabschluss nicht davon rennen würden, sondern den ländlichen Süden mit ihrer wertvollen Arbeit unterstützen würden.
Seine Botschaft kam nicht nur bei den Weißen tief im Süden an, sondern auch bei seinen Mäzenen im Norden Amerikas.
Der Stahlbaron Andrew Carnegie wurde der großzügigste Wohltäter für Tuskegee. Er sagte über Booker T. Washington, er sei "one of the most wonderful men who has ever lived" einer der wunderbarsten Menschen ... die je gelebt haben.
Aus dem Dreck des tiefen Südens hatte Booker T. Washington eine Schule geschaffen, die im Jahre 1890 bereits 500 Afroamerikaner pro Jahr auf 200 Hektar Land ausbildete.
Die Erfolge in der Öffentlichkeit wurden überschattet von Schicksalsschlägen in seinem Leben. Seine erste Frau, Fanny Smith Washington, eine Absolventin von Hampton, die seine Kameradin seit der Schulzeit in Malden war, starb im Jahre 1884, nur zwei Jahre nach ihrer Hochzeit.
Seine zweite Frau, Olivia Davidson Washington, ebenfalls Absolventin von Hampton, war von schlechter Gesundheit und starb im Jahre 1889.
Booker T. Washington heiratete zum dritten Mal. Margaret Murray Washington kam von der Fisk Universität und war wie Olivia Washington die „First Lady“ von Tuskegee.
Margaret Washington half ihrem Mann so lange er lebte und leitete regionale und nationale Vereinigungen schwarzer Frauen.
Die Schule in Tuskegee hatte Booker T. Washington eine gewisse Berühmtheit verschafft. Er wurde jedoch erst dann ein in ganz Amerika bekannter Mann, als er im September 1895 auf der Ausstellung „Cotton States and International Exposition“ in Atlanta, Georgia eine öffentliche Rede hielt.
Im Verlaufe der vergangenen Jahre war der Umgang zwischen den Rassen stetig schlechter geworden. Der Süden hatte seine diskriminierenden Jim Crow Gesetze verabschiedet, und die Gewalt, besonders das Lynchen, hatte sich ausgebreitet.
Ein Jahr vorher war Frederick Douglass, der im Norden und Süden anerkannte Führer der Schwarzen gestorben, und es war noch kein rechter Nachfolger gefunden. Booker T. Washington war der einzige schwarze Sprecher, der zu der Menge verschiedener Rassen in Atlanta reden konnte.
Er redete den Leuten zu, "cast down your bucket where you are" bleibt, wo ihr seid, nämlich im Süden, und die Diskriminierungen einstweilen als unabänderlich hin zu nehmen. Zuerst sollten die Schwarzen sich selbst helfen, wenn sie Erfolg hätten, würden die Bürgerrechte ganz von allein kommen.
Seine Rede, die von Kritikern als der Kompromiss von Atlanta bezeichnet wurde, erhielt Beifall von Schwarzen und Weißen. Sogar der schwarze Intellektuelle W. E. B. Du Bois, der sich später von Booker T. Washington abwendete, lobte die Rede zu der Zeit.
Die Spenden weißer Amerikaner für Tuskegee flossen reichlicher als je zuvor, und bald wurde Booker T. Washington als Fachmann in allen Rassenfragen von Journalisten wie Politikern konsultiert.
Im Jahre 1901 veröffentlichte Booker T. Washington seine Autobiographie, Up from Slavery, eine klassische amerikanische Erfolgsgeschichte vom Aufstieg durch harte Arbeit. Das Buch wurde in viele Sprachen übersetzt.
Theodore Roosevelt war gerade Präsident geworden und lud Booker T. Washington ins Weiße Haus zum Essen ein, was Entrüstung in den Zeitungen des Südens hervor rief. Die Berühmtheit von Booker T. Washington wurde jedoch weiter gefördert und der Präsident suchte weiterhin seinen Rat.
Booker T. Washington wurde ein reicher Mann und setzte sien Geld und seine steigende Macht ein, um Gerichtsprozesse zu finanzieren, die gegen die Jim Crow Gesetze gerichtet waren.
Daneben war er maßgeblich beteiligt an der Gründung der National Negro Business League, die seine Ideen der Tuskegee Schule in ganz Amerika verbreitete.
Im Jahre 1903 veröffentlichte W. E. B. Du Bois sein Buch The Souls of Black Folk. In einem seiner Essays, "Of Mr. Booker T. Washington and Others" kritisierte er Booker T. Washington. Er habe nicht erkannt, dass Erfolg nicht ohne politische Macht zu gewinnen sei.
W. E. B. Du Bois meinte, dass in einer Zeit sich steigernder Diskriminierung müssten Schwarze eher für die Bürgerrechte kämpfen als sich mit Ungleichheit abzufinden.
Diese Kritik traf Booker T. Washington sehr und sie ermutigte andere Kritiker, offener ihre Meinung zu äußern.
Die größte Herausforderung für Booker T. Washingtons konservative Haltung kam im Jahre 1909 durch die Gründung der National Association for the Advancement of Colored People (NAACP). Diese sah ihre Hauptaufgabe in der Forderung nach den bisher vernachlässigten Rechten der Schwarzen.
Viele Schwarze sympathisierten mit der NAACP und Booker T. Washington verlor viel von seinem bisherigen Einfluss.
Im Jahre 1913 wurde der Demokrat Woodrow Wilson zum Präsidenten gewählt, und Booker T. Washington war nun kein Ratgeber der Regierung mehr. Dennoch blieb er eine große Berühmtheit bis zu seinem Tode am 14. 11. 1915 in Tuskegee, Alabama.
Sein Lebenswerk, das Tuskegee Institut, hatte zu der Zeit 200 Lehrkräfte und 2000 Schüler. Das Kapital der Schule betrug 2 Millionen Dollar.
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Copyright: Mary Sylvester 2002
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